Einmal ist immer das erste Mal:
Im neuneten Schuljahr waren wir 28 Schüler. Da wir Mädchen in der Überzahl waren, gab es oft Reibereien. Immer war einer an der Reihe geärgert zu werden. Da meine Freundin sehr eifersüchtig war, verkraftete sie es nur schlecht, daß ich plötzlich mit einer anderen Mitschülerin nachmittags etwas unternahm, wie ins Kino oder zum Schwimmen gehen. So war ich dann diejenige,die mal drankam.
Meine besagte beste Freundin stichelte fast die ganze Klasse an. Sie reichte ein Tempotaschentuch mit meinen Geburtsnamen und meinem jetzigen Namen darauf beschrieben durch die Klasse. Alle lachten oder stellten blöde Fragen.
Ja und schnell hatte ich 26 Schüler gegen mich, die mich damit ärgerten, wo sie nur konnten. Da merkte ich zum ersten Mal was eine gute Freundin war. Denn die Neue war allein auf meiner Seite. Der Ärger hielt einige Wochen an, in denen ich oft weinend aus der Klasse rannte und mich auf der Toilette einschloß und kaum jemanden an mich ranließ. Und da ich diesen Annahme-Vertrag nicht hätte sehen dürfen oder sollen und ich natürlich meine Familie nicht traurig machen wollte, behielt ich alles für mich.
Der "gute" Klassenlehrer:
Der ganze Streit hatte ein Ende, als mein Lehrer sich einmischte und alles meinen Eltern erzählte, was ich natürlich blöd fand. Klar, ich hatte ziemliche Angst vor Ärger. Aber wir sprachen nur über alles. Den größten Vorwurf, den ich bekam, war daß ich nicht sofort und allein zu ihnen kam. Das war schon ein Vertrauensbruch. Später sprachen wir nicht weiter davon, was mich sehr beruhigte.
Kurz danach fuhren wir auf Klassenfahrt nach Berlin. Dem Mädchen, das nun geärgert wurde, stand ich selbstverständlich bei, obwohl sie mich auch geärgert hatte. Warum sollte ich nachtragend sein? Ich wußte wie blöd es war fast alleine da zu stehen. Sie hatte sich bei mir ja auch entschuldigt. Für mich war die Sache damit beendet.
Mein Bruder
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